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BLAU 1

 

STAFFEL 1

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BLAU 1

Die Welt auf der alles nach unten fällt

1. BLAU -GRÜN
BLAU im Landed-Mode

 BLAU war natürlich unsicher, wo war der anfang, wo das ende dieser welt. Er beschloss erst einmal, vorsichtig zu sein.

Eine direkte gefahr schien nicht vorhanden zu sein, rund um ihn herum war platz, kein anderes wesen war zu sehen.

Woher sollte er auch wissen, was andere wesen sein könnten, kannte er den unterschied zwischen lebend und nicht lebend.

Er stand auf einer fläche, das material war ihm unbekannt. Er spürte aber, dass er ein gewicht haben musste, die füße und beine musste er aktiv dagegen stemmen, das verlangte eine gewisse arbeit und anstrengung.

Irgendetwas zog seinen körper richtung bodenfläche. Wenn er sich nicht aktiv abstützte, würde er zu boden gleiten, bis alle körperteile auf dem boden lägen und nicht weiter nach unten könnten. Anscheinend war der boden stärker als sein eigenes körpergewicht, er fiel nicht durch den boden durch, der boden verbog sich noch nicht einmal.

BLAU im Flight-Mode

Merkwürdige gegend, wenn man fliegen wollte, müsste man sich ja gegen dieses gewicht, das durch diese kraft entstand, stemmen, das war mit nichts aus seiner früheren welt zu vergleichen. Dort schwebte alles und musste befestigt werden, um nicht weg getragen zu werden. Dort schien die kraft in alle richtungen zu streben. Einen boden, der einen anzog, gabs nicht.

Dieser hier hatte eine merkwürdige maserung. Längliche bräunliche linien unterschiedlicher einfärbungen, die ineinander übergingen, bildeten die oberfläche. Diese wiederum war vollkommen eben, keine mulden, keine beulen, als wäre sie von irgendetwas glatt geschliffen worden. In seiner alten welt war alles kantig, rundlich, eher grau und steinig gewesen. Dort konnte man die dinge schwebend weg drücken, wenn sie einem zu nahe kamen. Sie bewegten sich dann, je nach krafteinsatz, langsamer oder schneller in einer geraden flugbahn davon.

Eine änderung der richtung gab es nur, wenn dinge zusammenstießen, dabei wurden kleinere gegenstände stärker aus ihrer ursprünglichen richtung gedrückt als größere. Wenn die gegenstände aber keine beschleunigung erfuhren, schienen sich kein gewicht zu haben, sie blieben schwebend an dem ort, an dem sie abgebremst wurden. Hier war alles anders. Nicht nur dass gegenstände und körper schwerer zu beschleunigen waren und immer nach unten wollten, auch das licht war anders. Es schien aus allen richtungen zu kommen, weißlich-milchig. BLAU musste die augen etwas zusammenkneifen, um nicht zu stark geblendet zu werden. Was fehlte war, dass es aus einer richtung grell einfiel, so wie er es gewohnt war. Es fehlten auch die kleinen leuchtenden sonnen, die so unendlich weit von einander entfernt sein konnten, hatte er jedenfalls einmal gehört.

Als sich seine augen etwas an das licht gewöhnt hatten, wollte er nach oben schauen. Doch auf dem weg der augen dorthin, erschrak er. Beim geradeausblick tauchten gegenstände und farben auf, die er noch nie gesehen hatte. An langen dünnen stangen saßen rundlich und gezackte flache auswüchse, die eine merkwürdige mischfarbe hatten.

Sie war nicht BLAU, die kannte er ja sehr gut, nicht weiß, grau oder gelb, sie war auch nicht rötlich, wie auf manchen körpern aus seiner alten welt. Sie schienen eine mischung aus gelb und blau zu sein, aber mit einem ganz eigenen farbton, der eigentlich ganz angenehm war, er blendete nicht, manche auswüchse waren heller manche dunkler. BLAU beschloss sich diese dinge näher anzusehen. Vielleicht blieben sie am ort, wenn man sie anfasste, und wurden durch einen anstubser nicht davon getrieben.

Er versuchte auf dem boden vorwärts zu kommen. Immer wieder musste er eine kleine pause machen, sich darauf zu bewegen war mühsam für einen neuankömmling. Er schaffte es langsam, bis er an einen absatz kam, hier war der alte boden anscheinend zu ende. Hinter der kante ging es etwas abwärts, auch war die farbe und form des neuen bodens anders, eher krümelig und schwarzbraun. Kleine steine lagen darauf. Endlich mal was bekanntes dachte er, Steine kannte BLAU sehr gut aus seiner alten welt. Der boden war auch nicht mehr eben und geschliffen, sondern wellig. Mist noch mehr arbeit, um vorwärts zu kommen, in dieser welt, in der alle gegenstände nach unten wollten. BLAU versuchte seine füsse langsam nach vorne zu setzen. Das heben der beine machte arbeit, aber das absetzen ging leichter…man musste sie gar nicht aktiv nach unten strecken, sie bewegten sich von selbst, bis sie den boden erreichten. Auch praktisch dachte er.

Er näherte sich so den dünnen stangen mit den flachen komisch-farbe-auswüchsen. Die stangen kamen einfach so aus dem schwarz-braunen krümelboden. Jeweils abwechselnd nach links und rechts waren diese flachen komisch-farbe auswüchse angesetzt.

BLAU stubste eine stange an. Sie bog sich, dort wo er sie berührt hatte, von ihm weg. Er stubste stärker, an der berührungsstelle geschah das gleiche wie vorher, aber am oberen ende der stange bewegte sie sich über seinem kopf in die entgegengesetzte richtung. Sie bog ihren oberen teil zu ihm hin. Dass etwas außerhalb seines körpers biegsam sein konnte, das war aber ganz neu für BLAU. Er konnte seinen körper, kopf, arme, beine, bauch usw. gegeneinander bewegen, so dass sein körper insgesamt einen biegsamen eindruck machte.

Aber dass diese stangen mit den auswüchsen dran das auch konnten? Die hatten doch gar keine arme, beine, bäuche! Eindeutig eine komische welt mit komischen gegenständen drauf! Und noch etwas: Nach dem anstubsen kamen die gebogenen teile wieder dorthin zurück, wo sie vorher waren. Der boden schien sie irgendwie da behalten zu wollen, nicht wie in BLAU‘s alter welt, wo sich dinge, die sich bewegen ließen, die neue richtung einfach fortsetzten, da gabs kein zurückkommen.

BLAU probierte es noch ein paar mal. Es passierte immer wieder das gleiche… nein nicht ganz. Beim letzten mal, er hatte diesem stengel-blatt-gemisch einen heftigen stoss versetzt, purzelte von oben etwas auf seinen kopf. BLAU erschrak heftig. Nach einer kleinen weile fasste er nach oben auf seinen kopf und stellte fest, dass sich dort etwas  in seinem schädelkamm verfangen hatte. Als er es anfassen und herausziehen wollte, fing der gegenstand an sich zu bewegen. Er krabbelte weiter nach hinten, wo BLAU mit seinen händen nicht mehr dran kam.

BLAU fragte: „Hey du da, was bist du, was machst du hier, wie heißt du, wie alt bist du, wieso bewegst du dich?“ Er bekam eine weile keine antwort.

Doch dann sprach der längliche gegenstand:“Hey – sagt man nicht, das ist unhöflich! Und auch so viele fragen auf einmal stellt man nicht!“

„Aber ich werde einmal großzügig darüber hinweg sehen, obwohl du mich vom strauch geboxt hast, denn dich hab ich hier noch nie gesehen und solche blauen wesen wie dich, gibts hier auf der ganzen welt nicht!“

BLAU erschrak wieder; Wieso konnte der längliche gegenstand sprechen und noch merkwürdiger, wieso konnte BLAU ihn verstehen? In seiner alten heimat machte man das durch gedankenlesen, ohne atmosphäre gabs keine schallwellen, die die töne übertragen können. Er überlegte, wie er antworten könne, denn er wusste nicht, dass ihm auf seiner reise zur erde stimmbänder, eine lunge und ohren gewachsen waren.

Er versuchte wieder an den gegenstand auf seinem kopf zu gelangen. Er beugte sich schnell nach vorne und nach hinten, zu allen seiten schüttelte er sich und plumps saß er auf dem boden. Seine beine waren einfach für diese, was hat der längliche gegenstand vorhin gesagt, WELT, noch zu schwach.

Der gegenstand auf seinem kopf lachte und sagte:“ Du willst mich wohl los werden oder weshalb wackelst du so herum.“ „Ja“,sagte BLAU und wunderte sich, dass er sprechen konnte: „Erst überfällst du mich und dann willst du dich nicht zeigen.“

„Ok“, sagte der gegenstand: „Du hast nach mir gegriffen und da ich ganz schön viel kleiner bin als du, musste ich mich doch irgendwie schützen. Ich hab deine kurzen arme gesehen und mir gedacht, hinten auf dem großen kopf, erwischt er mich nicht. Wenn du mir versprichst, dass du mir nichts tust, zeige ich mich und beantworte deine fragen von vorhin.“ „Versprochen“, sagte BLAU. Er hatte jetzt das gefühl, dass es sich um einen eher harmlosen gegenstand handeln musste. Der gegenstand sprang von seinem kopf und stellte sich in einiger entfernung von ihm auf.

„Sicher ist sicher“, sagte er. „Also deine fragen von vorhin haben folgende antworten zur folge. Ich bin ein käfer, ich lebe hier in europa und heiße GRÜN. Wie alt ich bin, weiß ich nicht genau, meine eltern leben nicht mehr, die kann ich nicht mehr fragen und bewegen kann ich mich, weil ich lebe und sechs beine habe.“ BLAU war sehr erstaunt, was war denn GRÜN für ein name und dann, was war europa, was waren eltern und was war ein käfer?

Er fing an, zurück zu fragen:“ Eh wieso heißt du GRÜN? Das wort kenn ich überhaupt nicht!“ GRÜN antwortete: „Ich heiße GRÜN, weil mein rücken grünlich schimmert.“

Jetzt fiel BLAU überhaupt erst auf, dass GRÜN so eine ähnliche farbe wie die länglichen auswüchse hatte, die an den stangen hingen, die er so heftig geschüttelt hatte. Diese mischfarbe aus blau und gelb nannte GRÜN grün. „Aha“ sagte BLAU: „Wieso gibt es diese farbe nicht sonst im großen weltall?“ GRÜN erklärte ihm, dass diese farbe in den blättern der pflanzen von der pflanze selbst gebildet wurde, um sonnenlicht in essen umwandeln zu können. Er schloss daraus:“ Wenn die farbe mit den pflanzen zu tun hat, gab es also kein grün im weltall, weil es dann wohl dort keine pflanzen gab.“

GRÜN erkannte so langsam die Unwissenheit von BLAU in bezug auf vorgänge und geschehnisse, die nur mit der welt zu tun hatten. Er erklärte ihm, dass die welt, auch erde genannt wird, und eine von lebewesen bewohnte kugel im weltall sei.

Lebewesen seien im gegensatz zu gegenständen lebendig. Leben hieße, dass diese wesen stoffe, die sie aufnehmen zum beispiel in andere stoffe umwandeln konnten, um daraus die kraft und energie für körperbewegungen gewinnen zu können. Z.b. fliesse blut mit nährstoffen überall im körper hin, wo diese umgewandelt werden und neue lebenskraft zur verfügung stellen können.

„Die pflanzen sind aber die einzigen lebewesen hier, die sonnenenergie gleich in kraft für ihr leben verwandeln können. Wir käfer können das nicht, wir müssen die energie, die eigentlich von der sonne stammt und in den blättern steckt, dadurch bekommen, dass wir die blätter aufessen. Die werden dann in uns zerkleinert und von verschiedenen werkzeugen bearbeitet, um sie für uns nutzbar zu machen.

BLAU ahnte so langsam, dass GRÜN ein schlaues lebewesen sein musste, wenn er das alles wusste. „Gut, das reicht erst einmal als information für mich, mir raucht ja schon der kopf vor lauter neuen tatsachen“.

Er merkte sich, dass er noch nach käfer, eltern und europa fragen musste, aber nicht jetzt. GRÜN kam immer etwas ins ausdauernde erklären von dingen, dass konnte andere schon etwas ermüden.

Sie saßen jetzt erstmal ein bisschen auf dem boden herum und schwiegen. GRÜN wackelte etwas mit seinen sechs beinen und strich sich mit den vorderen durch seine beiden fühler am kopf. Beim herunterpurzeln vom strauch waren die etwas durcheinander gekommen.

BLAU überlegte, wieso er gerade hier gelandet war, obwohl er sich gar nicht an eine art landung erinnern konnte. Aber er musste gelandet sein, er war auf den schwebenden felsbrocken da oben auch immer gelandet, manchmal unsanft aber sicher. „Komisch, irgendwie hab ich für diese phase einen filmriss. Aber es nützt ja nichts, jetzt bin ich hier auf einer kugel mit luft drumherum, komischen neuen farben und komischen neuen wesen.

GRÜN sagte plötzlich: „Was machst du denn jetzt, ich jedenfalls hab hunger“! BLAU fragte: „Was ist denn hunger?“ GRÜN fiel fast auf seinen runden rücken vor erstaunen: „Du weißt nicht was hunger ist, oder mindestens appetit“? Das ist, wenn man etwas essen muss!“ BLAU rätselte etwas mürrisch weiter: „Hey, ich weiß weder was hunger noch was essen ist, das kann ich jetzt auch nicht ändern, es wäre nett, wenn du mich aufklären könntest, du siehst doch, ich bin nicht von hier.“

GRÜN war etwas betroffen, dass BLAU jetzt ärgerlich wurde. Da war wieder seine etwas überhebliche art, wenn es um das erklären von zusammenhängen ging. Seine käferfreunde hatten ihm das schon häufiger vorgeworfen.

„Essen hilft, den hunger zu stoppen!“ BLAU war dadurch aber immer noch nicht schlauer und meinte: „Den einen unbekannten begriff mit dem anderen fremden begriff zu erklären, bringt nicht so viel, oder kannst du mir erklären wieso man einen t-ray benötigt, um einen v-ray zu bekämpfen, na na sag schon“.

GRÜN gab sich geschlagen, denn von v-ray und t-ray hatte er noch nie was gehört, aber er kannte immerhin x-ray. „Ich habe dir doch erklärt, was lebewesen sind“ sagte GRÜN nun etwas friedlicher „und dass diese wesen dann lebendig sind, wenn sie aufgenommene stoffe in energie und andere stoffe umwandeln können und dass sie dafür diese stoffe oder materialien beim aufnehmen zerkleinern müssen“.

„Ja weiß ich noch“, trumpfte BLAU auf und fügte dazu: „Ah, wenn man essen hat, dann muss man hungern oder wenn man hunger hat, muss man essen? „Genau, das zweite stimmt“, antwortete GRÜN.

BLAU sponn seinen gedanken weiter: „Dann ist essen, wenn man etwas zerkleinern muss und hunger ist das gegenteil davon, wenn man keinen hunger hat und auch nichts klein machen muss, für die energie und so!“

GRÜN bestätigte ihn in seiner annahme und ergänzte: „Du bist ziemlich schnell in deiner auffassungsgabe, muss ich schon sagen!“

„Ja wenn du mit 30000 minutenmeilen durchs weltall musst, kannst du nicht so lange überlegen, ob links oder rechts herum, das kann ich dir aber flüstern“, meinte BLAU.

„Ja jetzt mal zu dir, aber vorher muss ich noch auf essenssuche, wenn du willst, kannst du mich ja begleiten und wir quatschen dann weiter“, fragte GRÜN.

„Gut, schließlich interessiert mich, wie denn hunger…äh essen funktioniert“, erwiderte BLAU,“ vielleicht brauche ich das ja auch einmal.

Sie bewegten sich auf eine ast mit grünen blättern zu, der in der nähe war, die wohnung von GRÜN sozusagen. GRÜN setzte sich auf einen ast und biss aus einem blatt ein kleines relativ rundes stück heraus und fing dann an zu kauen.

BLAU warf etwas triumphierend ein:“ Du zerkleinerst jetzt also gespeicherte sonnenenergie“. „Genau, so könnte man es auch formulieren“, meinte GRÜN. Ihm gefiel, dass sein außerirdischer anscheinend ziemlich clever war, ein umstand, den er hier auf der erde bei seinen erdlingen mit den jahren zunehmend vermisste.

Überhaupt waren ihm mit den jahren immer größere zweifel daran gekommen, ob es noch irgendwelche jungkäfer interessierte, was GRÜN ihnen in der käferschule beibringen wollte bzw. sollte. Um die ablenkung der jugend von vernünftiger wissensaneignung zu stoppen, waren ihm keine sinnvollen maßnahmen mehr eingefallen. Ihn hatte damals getröstet, dass die uralt-käfer schon glaubten, dass die enkelgeneration es nie bis zur ur-opageneration schaffen würde. Bisher hatte es aber immer geklappt. Gut diese gedanken gehörten aber zu einem früheren leben. Jetzt schien die neue aufgabe zu lauten: Dem erdneuling eine ungefähre orientierung zu geben.

„Also essen und energiegewinnung für das lebendürfen funktioniert so“, sagte GRÜN. Mit spitzen knochenteilen im mund, genannt zähne, zerkleinert man das material, auch nahrung genannt, das man so in der natur, äh so um sich herum, findet. Der mund ist eine öffnung im kopf des wesens, warum die gerade dort ist, weiß ich auch nicht. Danach wird die zerkleinerte nahrung in den sog. magen geschluckt, also transportiert. Dort wird sie von verschiedenen flüssigen säuren weiter zersetzt, bis sie als feiner aufgespaltener brei in den sog. darm des wesens rutscht.

Dort werden die einzelnen teile der nahrung durch eine art kleine schleusen herausgezogen und auf eine art transportband zu den stellen im körper transportiert, die damit was anfangen können. Den transport übernimmt eine flüssigkeit, die wir blut nennen, dieses blut fließt durch viele straßen, die adern genannt werden. Der rest der nahrung, den wir nicht gebrauchen können, kommt am darmende wieder raus. Das müffelt dann meistens etwas faulig.

BLAU war mächtig beeindruckt:“Bo eh, ist das kompliziert“.

„ So dann aber jetzt endlich mal zu dir, das hatten wir ja schon vorhin vor“, kam jetzt von GRÜN als erwiderung. „Wo kriegst denn du deine energie her z.b.“. BLAU überlegte kurz: „Wenn ich da jetzt so drüber nachdenke, ich brauche jedenfalls keine komischen blätter zerkauen. Meine Energiequelle liegt irgendwie in mir und wenn ich ein bisschen in die sonne schaue, wird sie aufgefüllt und reicht dann wieder für ein paar 10000 zeiten“.

„Eh, dass ist ja wie so ein akku bei den menschen. Die schließen irgendein kabel an so kleine löcher in der wand, warten ein paar stunden und dann können sie den akku wieder für ihre komischen geräte benutzen. Die stellen sich dann irgendwo in die gegend, halten sich den kram an ein ohr und fangen dann an, dort hinein zu brüllen, bis alle die drumherum stehen, auch wissen, dass der sprechende gerade auf dem klo war. Dann antwortet irgendein anderer von ganz woanders auf der welt. Ich habe das mal belauscht, als ich in den haaren von einem menschen gesessen habe.“

„Moment….“, protestierte BLAU,“ was ist das denn jetzt schon wieder: Menschen, akku, mir fehlen auch noch..warte mal… europa, eltern, käfer als tier und klo. Sei so nett und kläre das jetzt mal der reihe nach auf, sonst blicke ich ja gar nicht mehr durch!“ „genau in der reihenfolge“, fragte GRÜN, „auch wenn das eine dann vielleicht gar nicht mit dem anderen zusammenhängt.“ „Zusammenhänge nur noch auf nachfrage von mir“, erwiderte BLAU.

GRÜN atmete kurz aber kräftig ein, dann gings los:“ Menschen sind lebewesen, also stoffwechsel-energiegewinner, deren zwei beine länger als die arme sind, sie laufen meistens auf diesen beiden beinen, zu käfern sind sie ziemlich gemein und es wird vermutet, dass sie die erde bald so kaputt gemacht haben werden, dass hier niemand mehr vernünftig leben kann.“

BLAU verzichtete erst einmal auf nachfragen und sagte: „Gut dann jetzt mal weiter mit der auflösung, was ist mit europa.“ GRÜN machte weiter:“ Europa ist einer von sechs so genannten erdteilen auf dieser weltkugel. Erdteile heißen die festen erdoberflächen, die aus dem wasser rausschauen, und wasser ist eine flüssigkeit, die hier sehr häufig vorkommt und die stoffwechsel-energiegewinner überhaupt erst hat entstehen lassen.“ „Stopp“, meinte BLAU, „du schweifst schon wieder ab, du hast übrigens akku ausgelassen und bist von menschen gleich zu europa übergegangen, also?“

„Ok, akku“, erwiderte GRÜN, „das ist eine möglichkeit, in einer art gefäß elektrische energie zu speichern. So, europa hatten wir schon, dann halt eltern. Eltern sind die lebewesen, die eigene neue nachkommen erzeugt haben, entweder lebend geboren oder mit vorher gelegten eiern ausgebrütet, weil im körper dafür zu wenig platz ist.“ BLAU kam jetzt doch nicht mehr mit:“ Stopp, stopp, diese lebewesen produzieren sich quasi selber neu?“ „Ja klar“, so GRÜN, „ wie läuft das denn sonst, wir käfer machen das auch so mit eiern, die wir draußen geschützt ablegen.“

„Na, das geht doch auch anders,“ monierte BLAU, „ bei uns, oder mir, wird ein materieklumpen zu einer bestimmten sonnenbahnkonstellation mit wasserstoffionen beschossen, die dauer der ionisierung lässt dann einen bestimmten BLAU-Typ entstehen, nix mit eiern oder im körper mit anderen eiern oder ähnlichem, vielleicht braucht ihr dann hier auch noch eine menge zeit, bis das alles fertig ist, bei uns geht das in millisekunden.“

„ Naja bei den käfern geht das in ein paar wochen“, erwiderte GRÜN,“ aber die menschen brauchen dafür schon mal so neun monate und das wesen, dass dann geboren wird, kann nicht laufen oder fliegen und außer stoffwechselreste auszuscheiden und oben wieder milch und brei rein zu saugen nur noch schreien, wenns hunger hat. Die menscheneltern sind ja auch die genervtesten von allen auf der erde, aber die sind sowieso ständig genervt.“

BLAU: „Gut, dann weiter, was ist ein käfer?“

GRÜN lachte: „Na sowas wie ich, sechs beine, ein paar flügel unter einer schutzhaube aus chitin, wir legen eier, die sich quasi selber ausbrüten, wenn der ort warm genug ist, an den wir sie geklebt haben, keine säuglinge, kein geschrei, alles sehr praktisch“.

GRÜN weiter:“ Eigentlich alles, was laufen kann und keine sonnenstrahlen direkt in nahrung umwandeln kann, ist tier.“

BLAU:“ Und die menschen?“

GR ÜN:“ Ja die…Das sind meiner meinung nach auch tiere, die halten sich nur für was besseres, klar sie sind mit ihren gedanken ständig am rumknobeln, wie sie arbeit sparen oder leichter machen können. Das was dann die arbeit für sie machen soll, heißt dann maschinen oder werkzeug. Da sie nicht schnell laufen können und schon gar nicht selber fliegen können, unvorstellbare, wie armselig, bauen sie sich aus verschiedenen Materialien immer was zusammen, was ihnen helfen soll, den mangel ihrer natürlichen anlagen zu beheben. Dabei werden sie immer bequemer und dicker.

Eigentlich ist das denken total ungesund für sie. Und außerdem behandeln sie die restlichen tiere ziemlich schlecht. Hinter mir sind sie auch immer mit einer fliegenklatsche oder chemischen mitteln her. Echt anstrengend, diese menschentiere. Dabei können sie sich selber anscheinend gar nicht leiden, verletzten oder töten sich gegenseitig, wegen einem weibchen oder anderem, was sie sich nicht gegenseitig gönnen.“

BLAU:“Du meinst, man sollte ihnen lieber aus dem weg gehen?“

GRÜN:“ Ja wenns sich irgendwie machen lässt, solltest du abstand halten. Allerdings breiten sie sich ständig in gebiete aus, in denen sie vorher nix zu suchen hatten. Dabei werden sie, wenn sie so weiter machen, sowieso keine chance haben, hier auf der erde besonders lange zu bleiben. Uns käfer gibt’s schon viele millionen jahre und unsere anpassungsfähigkeit an anderes wetter, andere temperaturen und sonstige verseuchungen ist viel größer als bei den menschen.“

BLAU:“Gut, dann mach dir mal weniger gedanken über das vorübergehende problem mensch und verrate mir mal, was du vorhin mit klo gemeint hast.“

GRÜN:“ Als klo oder toilette bezeichnet man eine schüssel, also ein nach unten führendes rundliches gefäss, meist aus gemahlenem und wieder zusammengebackenem erdmaterial, in das die stoffwechselreste entleert werden. Wir käfer brauchen so etwas nicht, weil wir ja in der natur leben und unsere reste als dünger für die pflanzen dienen. Wir entleeren uns auf einem ast oder so. Klos werden von menschen gebaut und genutzt, dann aber in ihren wohnhöhlen, die sie sich selber anlegen. Komischerweise gehen sie dann mit den klos eher schlecht um. Sie pinkeln ihre flüssigkeiten daneben oder verstopfen sie mit zu viel papier, das sie zum abputzen von festeren stoffen brauchen. Ich weiß auch nicht was das soll und es stinkt meistens ziemlich stark. Wir käfer brauchen sowas alles nicht, wir drücken mal kurz, danach kein abputzen oder irgend sowas umständliches.“

BLAU:“ Gut ich fasse jetzt mal zusammen und du sagst mir, ob ich so einigermaßen richtig liege. Es gibt verschiedene lebenwesen auf dieser kugel , die ihr erde nennt. Die lebewesen teilen sich auf in pflanzen, die nicht weglaufen können und tiere, die laufen können. Sie alle brauchen nahrung, aus denen sie energie gewinnen, um zum beispiel laufen zu können. Die reste, die sie nicht gebrauchen können, lassen sie von einem ast oder in ein klo fallen. Dabei können die menschen das am schlechtesten, weil sie zum abputzen auch noch papier brauchen, was dann das klo verstopft. Außerdem mögen die menschen keine käfer, was aber nicht ganz so tragisch ist, weil die käfer die menschen sowieso überleben werden. Triffts das so ungefähr.“

GRÜN:“ Ja so ziemlich.“

Inzwischen wurde es unter dem strauch mit den grünen blättern und den ästen kühler und dunkler.

BLAU:“ Ja was ist denn jetzt schon wieder los?“

GRÜN:“ Es ist später geworden und am abend auf der erde wird es dunkler und nachts ist es dann ganz dunkel. Dann gehen die meisten von uns schlafen.“

BLAU: „ Schon wieder etwas, das ich nicht kenne, langsam reichts mir aber.“

GRÜN: „ Willst du jetzt noch wissen, warum oder bist du nicht mehr aufnahmebereit.“

BLAU: „Doch das klappt noch, vielleicht machst du es nicht so kompliziert, was warst du nochmal, käferlehrer?“

GRÜN: „ Ja genau, ich habe anderen käfern beigebracht, wie sie schlauer werden können und ein wichtiges, weil nützliches, mitglied der käfergemeinschaft sein können.

Also, die strahlen, die ein stern namens sonne als energie auf die erde schickt, treffen immer nur eine hälfte der kugel erde. Es gibt nur eine sonne im sonnensystem, in dem auch die erde kreist. Die erde wiederum fliegt nicht nur um diese sonne, sondern dreht sich auch um sich selbst, sogar ziemlich schnell. Und deshalb verschwindet nach einem halben tag ungefähr, alles was vorher von der sonne angestrahlt wurde, auf der der sonne abgewandten schattenseite. Keine sonne, keine energiestrahlen, kein licht, keine wärme, capito? Kürzer geht nicht, auch wenn ich kein aktiver käferlehrer mehr bin.“

BLAU:“ Na ja so schwer war das jetzt ja nicht, ich könnte dir sachen erzählen von systemen mit drei und mehr solchen energiequellen, von dir sonnen genannt, und gebieten von so hoher anziehungskraft, dass selbst das licht daraus nicht weg kann. Mit ein paar tricks, kann man in solche gebiet hineinfliegen, ohne, dass man selber dieser anziehung unterliegt. Also bei den sachen kenn ich mich aus.“

GRÜN:“ Lass uns davon mal später reden, ich brauche jetzt einen schönen schlaf-ast mit ein paar beeren dran fürs abendbeerbrot und einem blatt drüber, falls es regnen sollte..stopp bevor du fragst..regen sind wassertropfen, die von oben kommen und beeren sind früchte von pflanzen, durch die sie ihre kinder bekommen, so was wie eier bei uns.“

BLAU: „ Wollte ich jetzt gar nicht wissen. Während du essen und schlafen musst, sause ich noch ein bisschen um eure erde, geht ja schnell, und komme dann, wenns für dich wieder hell wird, zurück…Äh, wenn ich darf.“

GRÜN:“ Du darfst, so nervig bist du ja nicht und ich vermute, auch ein alter käferlehrer kann von deiner welt noch was lernen.“

BLAU schnappt sich noch die letzten sonnenstrahlen als proviant für seinen rundflug zur erderkundung von oben, aktiviert sein degravitationsmodul und schwebt los. Dorthin, wo es noch heller ist.

GRÜN fand sein abendbeer und einen schönen schlafplatz unter einem ahornblatt.


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BLAU 2

2. BLAU-JAKLAR

BLAU schaut sich die noch beleuchtete erdhälfte aus einer höhe von mehreren kilometern an. Er wundert sich über die vielen unterschiedlichen farben, die ihm entgegen leuchten und dass er öfters durch weißliche schwaden schweben muss, die auf seiner höhe dahinfliegen. Im gegensatz zu seiner ersten landung in einem braungrünen gebiet mit den komischen pflanzen und GRÜN auf seinem ast, waren jetzt bläuliche farben vorherrschend, manchmal mit kleinen bräunlich-grüne flecken in dem blauen ganzen.

BLAU schwebte tiefer, um sich diese blaue oberfläche genauer anzuschauen. Je näher er kam, desto mehr einzelheiten konnte er erkennen. Die Oberfläche war gar nicht glatt, wie das stück holz auf dem er das erste mal gelandet war. Sie bestand aus vielen kleinen geriffelten erhöhungen und vertiefungen.

Er schwebte weiter runter. Die riffeln bewegten sich, veränderten ständig ihre form und schienen in eine bestimmte richtung geschoben zu werden. An anderen stellen bewegten sie sich wieder zurück, bildeten kleine wirbel und drehten sich mal nach links mal nach rechts.

Jetzt wird’s aber wirklich spannend dachte sich BLAU. Er schwebte bis kurz über die wackelnde oberfläche. Das zeug schien überhaupt keine feste struktur zu haben. Vorsichtig versuchte er, seinen fuss darauf abzustellen. Upps der fuss versank sofort in der losen masse. BLAU gab mehr energiespeicher frei, um wieder ein kleines stück nach oben zu schweben. Das war ihm ja gar nicht geheuer. Er probierte noch ein bisschen herum. Immer wieder konnte er darauf nicht zum stehen kommen. Bei einer falschen bewegung wäre er fast bis zu seiner körpermitte eingetaucht. Er blieb lieber etwas darüber im schwebezustand. Allerdings konnte er das auch nicht ewig machen, schweben kostete ihn nämlich energiespeicher aus sonnenlicht und das war ja auch nicht immer vorhanden. Trotzdem bis zum nächsten braun-grünen fleck, den er im weiten blau gesehen hatte, würde es noch gut reichen.

„Hey, wieso trittst du mich ständig“, sagte eine stimme hinter ihm. BLAU drehte sich erschrocken um. Unter ihm tauchte ein wesen ohne arme und beine, aber mit länglichem körper und gliedmaßen an den seiten und am ende des körpers auf. „Oh entschuldigung, ich hab dich gar nicht gesehen, das blaue zeug spiegelt von hier oben ja auch ganz schön doll.“ BLAU weiter:“kannst du mir sagen, was das hier für ein zeug ist, auf dem man nicht landen kann, ohne darin zu versinken.“ „Ja klar, das ist meine heimat, das nennt man ozean, der ist voll mit wasser!“ sagte das wesen mit den länglichen gliedmaßen.

BLAU:“Und du kannst dich darin einfach so bewegen, ohne zu versinken?“ „Ja klar, ich kann mich darin super bewegen, das nennt man schwimmen, dafür hab ich ja diesen tollen körper, der dadurch gleitet wie ein torpedo. Ich wurde ja ins wasser hinein geboren. BLAU:“ Äh, wie heißt du denn überhaupt?“ „ Ja klar, das möchtest du jetzt wohl wissen, so alleine schwebend auf dem wasser, andere sorgen hast du wohl nicht.“ BLAU: „ der andere, den ich vorhin getroffen habe, hat mir auch seinen namen verraten, der hieß GRÜN, ich bin übrigens BLAU.“ „Ja klar, und ich bin wohl farbenblind oder was, wenn ich nicht so farbig heiße, oder was?“ entgegnete der schwimmende mit dem ach so tollen schwimmkörper. BLAU: „Ich nenne dich einfach JAKLAR, weil du fast jeden satz mit JAKLAR beginnst!“ „Ej so geht das aber nicht, einfach neue namen vergeben, wenn der andere gar nicht so heißt.“ entgegnete JAKLAR. BLAU: „ Ja dann, du kannst das problem ja leicht lösen….“ „Das ist erpressung, wieso schwirrst du hier eigentlich über dem wasser rum, hast du nix besseres zu tun als arme delfine beim dösen zu stören“. „Na siehste, jetzt hab ich ja schon mal was raus bekommen, allerdings fehlen mir mal wieder teile der auflösung , das war bei GRÜN schon so“.

JAKLAR:“Ok, delfine sind eine art fische, die ihr ganzes leben im wasser leben, dort fressen, kinder kriegen und auch sterben werden, ist doch klar, wo wohnst du denn so und wie ein fisch oder mensch siehst du auch nicht aus?

BLAU:“Dass mit dem kinder kriegen und dem fressen/essen hat mir GRÜN schon erklärt und über ozeane haben wir auch schon gesprochen, dass ist also das viele wasser, auf dem man nicht stehen kann, das ihr hier auf eurer erde so habt. Und essen müsst ihr, weil ihr bei der energiegewinnung so rückständig seid und nicht einfach sonnenlicht benutzen könnt, äh, außer die pflanzen, die können sich dafür aber meistens nicht so wegbewegen, wie die tiere oder die tieremenschen.

JAKLAR: „Jep, du hast es erfasst und was ist jetzt mit dir?“

BLAU:“ Ich…ich bin hier irgendwie auf eurer erde gelandet, warum weiß ich auch noch nicht, normalerweise mache ich andere sachen im weltall und so.“

JAKLAR: „ Ja ist klar, du kommst vom anderen stern, das war mir sofort klar! Äh, willst du mich veräppeln. Ich meine, das mit deinem schweben überm wasser, ohne krach zu machen, ist schon irgendwie seltsam, dass hab ich von anderen so noch nicht gesehen, aber das reicht noch nicht, um hier eindruck zu machen. Was kannst du denn sonst so, raus mit der sprache?“

BLAU: „ Sind wir hier beim eignungtest für die einstellung als sternflieger? Den hab ich schon lange hinter mir.“

JAKLAR: „ Sternflieger, was soll denn der blödsinn, die menschen haben ja schon schwierigkeiten, auf den mond und wieder zurück zu kommen.“

BLAU: „Ja davon hab ich auch gehört, in eurer zeit muss das so in den 60ern gewesen sein, bei uns war das eher vor 0,00000004,367 time-nods, also eine sehr kleine einheit, sternzeittechnisch gesehen. Aber wer da nun drauf war und so, das wusste ich nicht. Aber jetzt mal zurück zu dir. Du bist also ein fisch, der delfin heißt, du isst im wasser, kennst menschen, die zum mond geflogen sind und bekommst nachwuchs. Du hast was vom sterben erzählt?“

JAKLAR: „ Ja klar, ich lebe im wasser, wie ein fisch, bin aber eigentlich keiner, ich wurde als nachwuchs von meiner mutter geboren, übrigens lebend, also schon aussehend wie ein kleiner delfin und nicht wie die eiertypen, rochen und andere fische.“

BLAU: „ Wieso bist du kein fisch, du hast mir doch erzählt, dass du im wasser lebst und dass fische auch alles im wasser machen.“

JAKLAR: „ Fische können auch unter wasser atmen, delfine und andere, die sehen zwar aus wie fische, müssen aber den Sauerstoff aus der luft über dem wasser nehmen. Ich hab gehört, dass vor sehr vielen jahren, die luftatmer wie wir, auf dem land gelebt haben und dann sind wir wieder ins wasser zurück, wir säugen ja auch unsere kinder am anfang mit muttermilch, wie die typen aufm land, also menschen, affen usw.. Die eiertypen säugen ja nix, die haben alles in den eiern als vorratskapsel. Scheint noch von den dinos zu stammen. Und sterben müssen alle lebewesen, ob pflanzen oder tiere, hier auf der erde…äh sterben ist, wenn deine energieversorgung nicht mehr funktioniert, weil die organe in uns drin, schlappmachen, zu alt oder irgendwas andere kaputt ist oder du von einem anderen lebewesen gefressen wirst.“

BLAU: „Ja krass, ihr bekommt dann keine ersatzteile und dann geht’s wieder?“

JAKLAR: „ Hab mal von einem urlauber gehört, dass die menschen da an was dran sind. Aber bisher ist von denen wenig gutes für den rest der lebewesen hier gekommen. Für uns delfine geht’s ja noch, uns mögen sie irgendwie…äh bis auf die japaner.“

BLAU: „ Du, moment mal, bevor das gespräch jetzt weitergeht, ich bekommen langsam probleme mit dem schweben, weil es dunkler geworden ist, haste mal nen platz, wo ich landen kann?“

JAKLAR: „ Ja klar, kannst dich auf meinen rücken stellen und an der rückenflosse festhalten, ich bleib damit dann über wasser. Vielleicht hast du ja lust, dann bring ich dich an den strand von der kleinen insel da drüben.“

BLAU: „Sehr nett von dir, ich bin für den strand, oder besser, für den felsbrocken vor dem strand, ich vermute, du bekommst probleme, wenn wir uns am strand weiter unterhalten, nur so halb im wasser?“

JAKLAR: „ Eine zeitlang geht das, ich bin ja kein wal, aber das problem ist dann der rückweg, mit nur sand unterm bauch, kommen wir nicht mehr zurück ins wasser. Gut, dann machen wirs so.“

BLAU schwebt an der rückenflosse vorbei auf den rücken von JAKLAR und hält sich mit den händen, oder wie man das bei einem sternenflieger nennen könnte, an der flosse von JAKLAR fest…mit saugnapftechnik..

JAKLAR schwimmt los…

“Hoppla, das ist aber ein nettes tempo, denkt sich BLAU, „dafür, dass wasser dichter ist als luft oder nichts, wie im weltall“…

Sie kommen schnell voran und JAKLAR setzt BLAU am felsen, der ein paar zentimeter über das wasser reicht, ab. JAKLAR: „ So die nächsten drei stunden behälst du jetzt trockene landefüße, danach müssen wir neu planen, du sternengucker.

BLAU“Wieso das denn?“ JAKLAR: „das liegt an ebbe und flut!“ BLAU: „ Na erzähl schon, ich muss ja nicht schlafen, wie ihr erdlinge“.

JAKLAR: „Wir delfine schlafen nur halb, eine hälfte schläft, die andere hält wache, damit wir nicht ertrinken, weil wir ja unter wasser keine luft bekommen. Flut und ebbe heißen die vorgänge, wenn an einer stelle im ozean der mond das wasser etwas nach oben zieht und ebbe ist dann dort, wo das wasser fehlt, das bei flut woanders noch oben gezogen wurde, oder so ähnlich. Das dauert immer so 6 stunden und du hast hier jetzt noch 3 bis die flut ganz oben ist“

BLAU: „Scheint einleuchtend, wenn man auf dem zeug noch nicht einmal stehen kann.

JAKLAR: „ Na du scheinst ja ein helles Köpfchen zu sein, wenn du das auf anhieb kapierst“.

BLAU: „ Ist auch nicht schwerer zu verstehen, als die supermodulation interstellarer gravitationswellen, das benutzen wir ja schließlich zum herumschweben.“ JAKLAR: „Lass mich bloß mit dem kram in ruhe, ich hab schon genug mit meinem leben zu tun.

BLAU: „ Keine angst, ich habe keinen ausgeprägten Informationstrieb, wer doof bleiben will, soll doof bleiben dürfen, das solltet ihr in euer grundrecht auf doofbleiben aufnehmen. Doofbleiben für die einen, ist nämlich der vorteil für die schlauen und dazwischen sollte sich jeder frei entscheiden können.“

JAKLAR: „ Sehr gut, sternengucker! SO, ich müsste mal wieder, mein sonar meldet mit gerade zwei beunruhigende zustände hinter mir im wasser. Einmal ist gerade sardinenwanderung, da könnte ich nochmal zum dinner zuschlagen und ein bisschen schräg davon rottet sich gerade ein schwarm haie zusammen, die wollen anscheinend auch noch abendessen haben. Den ersten möchte ich gerne begegnen, den zweiten eher weniger. Also machs gut, sternengucker, man sieht sich.“ BLAU konnte kaum so schnell gucken, wie JAKLAR davon schwamm. „Sardinen, Haie…egal, das kann ich auch später oder gar nicht klären, ich muss jetzt erst mal sehen, wie ich im dustern aus der reichweite der flut komme“.


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BLAU 3

3. BLAU-ARA

BLAU überprüfte sein degravitationsmodul und errechnete o,ooo7 timenods energieverbrauch aus dem akku, dann wäre aber auch schluss mit schweben. Er wird es auf jeden fall riskieren, besser als abzusaufen, vielleicht könnte er eine schwung-x=1, y=1-funktion fliegen, die ihn auch ohne akkuleistung noch ein stück weitertragen würde. Er schaltete auf degra-superspeed. Augenblicklich schoss er 3000 meter in die höhe, um dann in einen linearflug zu wechseln, der ihn 10 Meter pro Sekunde nach vorne und 10 nach unten brachte. Er hatte also 300 sekunden flugzeit und würde 3000 meter weit fliegen. Das müsste genügen, um sich auf der insel, die hinter seinem stein am strand lag, orientieren zu können.

Im restlicht konnte er bäume , flussläufe und berge erkennen. Auf den insightgenerator wollte er verzichten, das würde wieder energieleistung kosten. Auf seinem sinkflug war es gar nicht so einfach, eine geeignete landstelle auszumachen. Er war schon recht tief, dafür aber 2500 meter weiter als vorher, als er merkte, dass seine rest-energie schneller verbraucht wurde als gedacht. „Stimmt, die luft, die ich durchqueren muss, scheint einen gewissen widerstand zu haben, der mich energie kostet.“

Er sank noch etwas schneller und blieb in ca. 30 meter höhe an etwas astartigem mit einem landearm hängen. Da er noch wenige energienods hatte, konnte er sich auf den ast eines baumes retten. „Uff, das wäre geschafft, hier kann mir die flut aber nichts anhaben.“ Er beschloss, es sich in einer astgabelung gemütlich zu machen, „Irgendwann soll ja laut GRÜN das licht der sonne wieder da sein, so lange konnte er seine sternenflieger-masterarbeit ja durchdenken, schlafen musste er ja nicht, aber ein bisschen systemruhe wäre bestimmt nicht falsch, schließlich ist es an diesem tag ja ziemlich beansprucht worden.

In den bäumen drumherum waren viele geräusche zu hören. Nachtaktive tiere waren jetzt munter und riefen nach verwandten oder wollten nahrungstiere anlocken. Von nachtruhe war hier jedenfalls keine spur. Jetzt kam die Insekten- und fledermauszeit.

BLAU hatte seine systeme auf standby laufen, so konnte er entspannen und war trotzdem jederzeit einsatzbereit. Er döste bis zum morgengrauen und wartete auf sonnenaktivität, um seine energiespeicher wieder zu füllen. Dazu benötigte er weniger als 10 sekunden bei helligkeit. Bei mondlicht erreichte er nur eine ladezeit von etwa 4 stunden.

Seine vorfahren hatten noch mit alten systemen zu kämpfen, die wesentlich länger brauchten und schneller erschöpft waren. Er hoffte aber noch, eines tages sonnenunabhängig agieren zu können, aber so weit war die entwicklung noch nicht.

Er grübelte noch etwas darüber, warum er diesmal keinen konkreten auftrag bekommen hatte, das war eigentlich nicht üblich. Sie hatten ihn auf einen leitstrahl programmiert, ohne ihm zu sagen, wo es hingeht. Und nun war er hier in einer welt von anscheinend sehr vielen unterschiedlichen daseinsformen. Aber bisher hatte er den eindruck, dass diese lebewesen gar nicht richtig verstanden haben, welche riesengroße ausnahme das innerhalb des kosmos war, so wie sie miteinander umgingen.

Klar er hatte schon mal von leben außerhalb dieses sonnensystems gehört, aber bei den für die erdlebewesen unüberwindlichen interstellaren entfernungen, mussten sie doch annehmen, dass sie alleine existierten.

„Dafür sind sie nicht besonders freundlich zu einander“, dachte er sich, „sie fressen oder töten sich gegenseitig, ein total veraltetes energiegewinnungssystem mit hohen verlusten“. „Es bleibt jedenfalls spannend“ dachte er sich und döste noch ein wenig, bis es heller wurde.

Mit den ersten sonnenstrahlen fingen die systeme von BLAU langsam an erhöhte aktivität zuzulassen. BLAU schaute sich jetzt etwas genauer um. Er war gestern abend ganz glücklich auf einem großen baum gelandet und hatte sich in eine astgabel setzen können. Jetzt bei zunehmender helligkeit waren die lebewesen, die vermutlich für einen teil des kraches in der nacht verantwortlich waren, verstummt, dafür kletterten allerlei käfer und sonstiges getier in den bäumen herum. Außerdem fingen jetzt andere lebewesen an, von baum zu baum zu fliegen.

BLAU erschrak ein wenig, auf einem benachbarten ast landete ein geschnäbeltes buntes fluglebewesen, klappte die flügel ein und hielt sich mit den fusskrallen am holz fest.

Es schaute zu ihm herüber. „Ich beobachte dich schon eine kleine weile“, krächzte das bunte wesen, „sowas wie dich, hab ich hier noch nie gesehen.“ BLAU merkte, dass es eher eine harmlose aber informative begegnung werden würde. BLAU: „ Ja, das glaub ich dir, aber so etwas wie dich, hab ich bisher auf eurer Erde auch noch nicht gesehen. Ich kenne Käfer und Delfine, von anderen hab ich nur erzählt bekommen, aber du warst nicht dabei.“

„ Ich bin ARA, eine papageienart“, sagte ARA.

BLAU: „und ich bin BLAU ein sternenflieger!“ Er war schon mal erleichtert, dass ARA nicht so frech wie JAKLAR war und brav auskunft gab. „Darauf kann man doch schon mal eine respektvolle bekanntschaft aufbauen“, dachte er sich.

„ Sternenflieger, ….hab ich ja noch nie gehört…. aber anscheinend kannst du fliegen, da haben wir was gemeinsam“, bestätigte ARA.

„Ja, das ist eine nützliche sache,“ meinte BLAU. „Aber die wesen, die ich bisher kennengelernt habe, konnten das nicht alle. Wir sternenflieger können das alle.“

ARA:“ Naja wir von den vögeln können das fast alle, aber viele wesen auf der erde sind gar keine vögel, ein paar insekten können das auch, und ein paar fische angeblich auch, aber das hab ich hier noch nie gesehen.“

BLAU: „ Du bist ja ein ziemlich bunter vogel, mit vielen farben an dir, warum? GRÜN und JAKLAR hatten nicht so viele farben an sich und ich bin auch nur blau.“

ARA: „ Hier in dieses warmen wäldern, gibt es viele pflanzen mit unterschiedlichen blütenfarben, damit man uns nicht so gut unterscheiden kann, haben wir eine mischung dieser blütenfarben als federn.“

BLAU: „ Warum soll man euch nicht von blüten unterscheiden können?“

ARA: „ Dass ist eine tarnung, damit wir nicht gejagt und gefressen werden, die sollen lieber die blüten fressen und nicht uns.“

BLAU: „ Ach schon wieder die fresserei wegen dem alten energiesystem“.

ARA: „Wie, was altes energiesystem?“

BLAU: „ Ja, benutzt doch einfach sonnenlicht, anstatt immer andere kaputt zu machen, davon gibt’s, bis auf ein paar stunden, weil ihr nur eine sonne habt, doch reichlich hier.“

ARA: „ Das wäre bestimmt geschickter, aber wenn wir keine früchte von den pflanzen fressen, dann können wir die kerne durch unser verdauungssystem auch nicht wieder an andere orte verteilen und dann könnten sich die bäume nicht vermehren, ein beispiel von vielen, nur mal so gesagt.“

BLAU: „Ok, das ist schon mal ein argument, wobei ich denke, dass das auch anders gehen würde, z.B. durch eure luft, die bewegt sich doch auch ständig.“

ARA: „ Ja das machen ja auch viele pflanzen, es gibt halt unterschiedliche möglichkeiten, um sich auf der erde zu verbreiten, damit ist die erfolgsquote höher. Ich finds gut, dass es auch früchte von den bäumen gibt, sonst hätte ich nichts zu essen. Warum die lebewesen, besonders die pflanzen und bakterien versuchen, sich überall hin zu verbreiten, keine ahnung, die meinen wohl, sie wären besonders wichtig.“

BLAU: „ Ja ich rätsele, seit ich hier bin, auch, was das alles soll. Vielleicht gibt’s ja noch irgendwo eine antwort drauf“

ARA: „Egal, fliegen wir ne runde, ich will mal deine flugkünste sehen, außerdem muss ich mich mal ein bisschen bewegen, frühsport hält fit.“

BLAUs energiespeicher waren in der morgensonne während des gespräches geladen worden, er konnte also weiter. „ Ja, das ist eine gute idee, ich muss ja noch ein bisschen mehr über euch herausbekommen, warum sollte ich sonst hier sein,“ entgegnete er.

ARA wunderte sich etwas, dass BLAU ohne flügel fliegen konnte. Sie drehten ein paar runden um den baum. BLAU gab ein bisschen mehr schub und war plötzlich mehrere hundert meter weiter als ARA. Dieser kam etwas japsend hinter ihm her. BLAU blieb in der schwebe und wartete auf ihn.

ARA: „Wow, bist du schnell, das ist ja der reine wahnsinn, ich kann nur so schnell, wie ich luft unter meine flügel bekomme, dafür muss ich sie auf und ab bewegen, so eine art kleine kreisbewegung, damit mehr luft unter dem flügel ist als darüber.“

BLAU: „ Ja hab ich gesehen, ist etwas mühsam, vermute ich. Ich kann auch ohne luft fliegen, weils im weltall ja gar keine luft gibt. Wir sternenflieger verringern die schwerkraft, die von den himmelskörpern gebildet wird und wenn wir dadurch leichter sind als die umgebung, fliegen wir quasi automatisch. Ist bei uns total üblich. Von luft hab ich hier bei euch das erste mal was gehört, ihr braucht die ja anscheinend auch für eure energiegewinnung, das weiß ich vom delfin, der unter wasser aber nicht atmen konnte, wie die fische.“

ARA: „Na ein wenig hast du von unserer verrückten welt also schon kennengelernt“.

BLAU: „Ja irgendwie ist es etwas verrückt hier, das stimmt!“

ARA: „ Und wo fliegst du jetzt hin, du bist ja viel zu schnell für mich?“

BLAU: „Ich muss noch ein bisschen kundschaften, mir fehlen noch ein paar dinge, von denen ich schon gehört habe, menschen z.B..

ARA: „ Ja, dann mal viel vergnügen, die sind mit vorsicht zu genießen, einige meiner kumpels haben sie eingefangen und in kleine käfige gesperrt, die idioten, nur um geld zu verdienen. Aber mach du mal deine erfahrungen mit den durchgeknallten. Aber vorsicht, halte immer etwas abstand, die haben geräte, die auch über lange distanzen wirksam sind.“

Mit dieser warnung im gepäck schaltete BLAU auf degra-superspeed. Er überflog den rest der insel in wenigen sekunden, danach gings wieder eine ganze zeit lang über wasser.

„Was GRÜN jetzt wohl macht, eigentlich müsste es bei ihm schon länger hell sein,“ dachte BLAU: „Na, ich hab ja noch zeit..“


[Blau 1] [Blau 2] [Blau 3] [Blau 4] [Blau 5]


BLAU 4

4. BLAU-GRAU

Er flog weiter, bis es unter ihm wieder grün und braun wurde, auch eine rötliche farbe war zu sehen. Er verringerte seine höhe, um dem rot etwas genauer auf die spur zu kommen. Es sah aus, als wären komische blöcke mit roten manchmal auch grauen platten bedeckt. Die seiten der blöcke hatten aussparungen, manche davon gingen bis zum boden, andere waren halbhoch. Die Blöcke waren teilweise ineinander verschachtelt. Vor den blöcken waren grüne und graue flächen, die einen eher rechteckig, die anderen eher länglich. Irgendwie sahen die gegenstände nicht so aus, wie er es bisher hier gesehen hatte. Alles war eher gerade oder winklig, wenig rund oder ausgefranst oder gezackt.

BLAU schwebte etwas tiefer. In diesen formen und farbigen flächen liefen irgendwelche zweibeinigen wesen herum, daneben kleine rollende kisten, die geräusche von sich gaben und den grauen, länglichen formen folgten. Kreuzten sich diese formen, blieben die kisten stehen, wenn von der anderen seite andere rollkisten kamen. Manchmal stieg ein wesen aus einer der kisten aus und gestikulierte mit den armen in richtung der anderen kiste und rief dabei unverständliche laute. Dann stieg er wieder ein und fuhr mit erhöhter geschwindigkeit weiter.

BLAU landete hinter einem busch auf einer grünen fläche, die warnung von ARA hatte er noch in erinnerung, nicht zu nahe an unbekannten wesen heranzugehen. „Vielleicht sind das ja menschen, die hier leben“, dachte er sich.

Hinter seinem busch fühlte er sich erstmal sicher, außerdem degra-superspeed war ein überzeugendes mittel, um aus fast jeder situation schnell herauszukommen.

Er wartete noch weiter ab, als ein zweibeiner mit wenig haaren, oder federn, am kopf vor seinem busch auftauchte und eine kleine ratternde rollkiste vor sich her schob. Er hatte sich irgendetwas farbiges umgehängt und schien außer auf dem kopf gar keine eigene haarige außenhaut zu haben.

BLAU wunderte sich weiter. Dann fiel ihm auf, dass die kleine laute rollkiste an den seiten kleine grüne halme versprühte, die vorher vor ihr waren. „Was machen die hier“, fragte er sich, „sieht aus, als würden sie auf der grünen fläche etwas abschneiden, damit die pflanzen nur ganz kurz wachsen können.“

Kurz nach dem wesen mit der knatterkiste lief ein kleineres wesen mit mehr haaren am kopf und einer runden kugel, die sehr leicht zu sein schien, auf der grünen fläche herum. Sie trat ab und zu an die kugel, die dann davon rollte. „ Was war das denn für ein verhalten, wozu läuft es immer hinter einer kugel her, die es schon eingeholt hatte, nur um sie wieder wegzutreten.“

Nach dem, was er bisher von den menschen gehört hatte, passte das verhalten der angeblichen menschen nicht so in sein bild. GRÜN und JAKLAR und auch ARA hatten sie eher als rücksichtslos und aggressiv beschrieben. Die hier machten zwar unsinnige dinge, das geschehen selber aber, machte einen recht friedlichen eindruck.

BLAU blieb weiterhin in deckung, der große zweibeiner und der kleine zweibeiner machten irgendwelche geräusche, standen sich manchmal gegenüber, nickten mit dem kopf oder schüttelten ihn. BLAU verstand nicht, was sie miteinander besprachen. Hatten sie im keine menschenspracherkennung mitgegeben?

Plötzlich überschlugen sich die ereignisse. Über seinem kopf kreiste ein großes gerät oder wesen, dass einen lauten rotierenden ton von sich gab. Irgendetwas sprach aus dieser flugkiste. Die beiden zweibeiner schauten erst nach oben und schienen dann auf dem gelände in ihrer umgebung etwas zu suchen.

BLAU erwog die möglichkeit, dass es dabei auch um ihn gehen könnte. „Wie sind sie bloß auf mich gekommen, haben die geräte, die mich aufspüren können, mittels elektrowellen oder so,“ überlegte er kurz.

Dann hielt er es für besser den rückzug anzutreten. Es kostet zwar mehr energie, aber er aktivierte seinen hidden-status-modul, mit der er für andere unsichtbar werden konnte.

Aktiviert konnte er davon schweben, ohne für augen erkennbar zu sein. Aber die komische flugkiste schien ihm irgendwie zu folgen. Er sah sich gezwungen degra-superspeed einzuschalten, um sie abzuhängen.

Diese aktion machte ihn selber unsicher, warum hatte er sich eigentlich so verhalten. Er hätte doch auch da bleiben können und schauen, was passiert, wenn er erkannt worden wäre.

Nein! Seine vorinformationen ließen nur den warnungszustand möglich erscheinen. Und eine der wichtigern sternenfliegerregeln im gefahrenfall heißt, abstand gewinnen und dann schauen, was los ist.

Aber seltsam war es schon, er kannte sonst nichts vergleichbares. Diese wesen konnten anscheinend ohne ihre angeborenen seheigenschaften agieren.

Durch seine flucht war er in ein anderes gebiet verschlagen worden. Hier konnte er aus seiner höhe viele graue blöcke erkennen, grüne flächen, wie vorher, waren kaum zu sehen. Dafür schlängelten sich auf den grauen linien eine große menge rollkisten. Die blöcke waren auch viel höher und es drang sehr viel mehr lärm an seine antennen als vorher.

Er beschloss, trotz der letzten ereignisse, sich die sache mal näher anzuschauen. Aber, er wollte noch vorsichtiger sein als vorher. Deshalb schaltete er jetzt schon auf hidden-status um. Die frequenzverschiebung seiner infrarot-und-röntgen-einheiten wurden kurz erwogen, aber die wesen, die er bisher hier angetroffen hatte, konnten damit nix anfangen. Ultraschallwesen sollte es ja hier geben, aber den tuner hatte er hier noch gar nicht aktiviert, da er auch mit degra und hidden-status bisher gut ausgekommen war und jede aktivierung kostete unnötige energie.

Er senkte seinen schwebezustand und landete auf einer dieser grauen flächen auf einem hohen block. Kaum war er gelandet, tauchte wieder ein vogel auf. Er war größer als ARA und grau mit einem weißen, dünnen kreis um den hals. Keine gefahr anscheinend, er schaltete hidden-status aus.

„Huch, wer bist du denn“, fragte der graue vogel. BLAU war jetzt von dieser frage nicht mehr überrascht, das schien die übliche anrede zu sein. Aber, er verstand die sprache wieder. „Ich bin der sternenflieger BLAU“, denn er hatte gemerkt, dass man mit dem namen und einer berufsbezeichnung hier auf der welt besser beachtet wurde.

„Ich bin GRAU“, antwortete der vogel, ohne, dass BLAU ihn danach gefragt hatte.

BLAU:„Ja vogelwesen kenn ich schon, aber aus einer anderen gegend, der war aber bunter als du. Sag mal, was ist das denn hier mit den grauen blöcken und den grauen linien da unten, das erinnert mich aber an so manche weltraumbrocken, die mir mal immer wieder begegnen.

GRAU:“ Du bist ein einer stadt gelandet, da ist graue farbe nicht ungewöhnlich, besonders wenn die häuser und straßen aus beton gemacht sind“. Aber ich merke schon, das hilft dir auch nicht weiter. Beton ist eine mischung aus gebranntem kalk und sand und der kann, wenn er austrocknet, sehr hart werden. Häuser sind eine art nester der menschen, das sind die blöcke, die du siehst. Und viele solcher blöcke oder häuser nebeneinander sind eine stadt. Die grauen streifen da unten sind straßen, auf denen sich die menschen fortbewegen. Die doofies können ja noch nicht einmal von alleine fliegen. Dazu müssen sie geräte benutzen, die z.t. einen höllenlärm verursachen. Wir können das viel leiser machen.

BLAU:“ Aha, dann war die flugkiste mit dem rotiergeräusch vorhin also ein menschliches fluggerät?“

GRAU: „Höchstwahrscheinlich, die brummen hier überall rum und wir tauben müssen schon aufpassen, dass sie uns nicht in die quere kommen.“

BLAU: „Gut dann bist du also ein leise fliegender vogel von der art taube, der sich in städten ganz gut auskennt“.

GRAU: „Ja gut kombiniert, warum selber arbeiten, wenn die menschen so viel nahrung wegwerfen, dass davon ganze taubenheere satt werden können. Wir haben jedenfalls erkannt, dass das stadtleben für uns mehr vorteile als nachteile hat. Ich verspüre da doch wieder einen kleinen hunger nach ein paar pommes, also machs mal gut.“

BLAU: „Stopp, stopp, du kannst mich hier doch jetzt nicht so stehen lassen. Du scheinst dich ja mit den menschen ganz gut auszukennen, ein paar infos musst du mir noch geben.“

GRAU: „ Kein problem, aber du scheinst ja auch irgendwie fliegen zu können, komm doch mit zum burgerplatz, nur drei ecken von hier entfernt. Du kannst ja deine tarnung wieder einschalten, sonst denken meine kumpels noch, du wärst ein futterneider, die hängen da den ganzen tag rum und machen stress, wenn ein fremder kommt“.

BLAU und GRAU flogen los. BLAU verzichtete auf irgendwelche flugmätzchen, GRAU sollte ihn nicht für überlegen halten, wie ARA damals. Das erschien ihm in dieser situation nicht angebracht. Hidden-status reichte ja auch schon.

Sie landeten beide auf einem Vordach über dem eingang der burger-bude. BLAU musste etwas degra eingeschaltet lassen, da das dach nicht besonders tragfähig erschien. Um ihn herum lungerten offensichtlich die kumpel von GRAU. Sobald ein zweibeiniges wesen aus dem eingang kam und etwas gelbes aus einem weißlichen behälter fiel, stürzten sich die grauen kumpel auf diesen gegenstand, machten ein riesiges geschrei dabei und verfolgten dann den vogel, der das teil geschnappt hatte bis in 10m höhe. Entweder musste der es dann schnell runterwürgen oder er verlor etwas davon. Sofort ging die jagd von neuem los.

BLAU erkannte, dass diese altmodische art der energiebeschaffung ja dazu führen musste, dass wieder energie verbraucht wurde, die ohne die aufwändige beschaffung sonst gar nicht nötig gewesen wäre. „Na, ob da die energiebilanz noch ausgeglichen bleiben kann“, fragte er sich heimlich.

Egal, er lenkte sein augenmerk jetzt doch noch einmal stärker auf die von GRAU nur als zweibeiner bezeichneten menschen. Zwei davon hatte er ja schon auf der grünen fläche mit der schneidenden knatterkiste gesehen, bevor dann dieses fluggerät über ihm erschienen ist. Der platz war an seinen rändern mit den besagten häusern bebaut. Diese hatten öffnungen, anscheinend mit einem schutz vor wasser und wind usw.. Aus den größeren öffnungen kamen in kurzen abständen zweibeiner in gerader haltung heraus. Sie hatten farbige decken o.ä. umgehängt und bewegten sich ziemlich geschickt auf nur zwei beinen, die nach unten sogar dünner waren als in richtung körpermitte. Außer einigen gurgellauten und einer ab und zu vibrierenden, eher unangenehm lauten tonfolge, waren die umgebungsgeräusche durch knatternde rollkisten stärker als die der menschen selber.

GRAU setzte sich wieder aufs vordach ungefähr dahin, wo er BLAU wegen einer verlorenen zweibeiner-pommes verlassen hatte und fragte :“Hey BLAU, bist du noch da?“

BLAU bejahte die frage.

GRAU:“So nach dem mittagessen hab ich jetzt zeit, deine fragen weiter zu beantworten, aber vorher noch eine frage von mir:“ Du scheinst ja irgendwie nicht von dieser welt zu sein, was treibt dich denn zu uns? Haste dich verflogen oder verschwoben oder wie man dazu bei euch sagt?“

BLAU:“ Nein, nicht verflogen, aber genau weiß ich es auch nicht. Ich habe einen blindauftrag bekommen, d.h. ich werde auf einen leitstrahl der kategorie b-ray gesetzt und kann daraus nicht ausscheren, bis ich gelandet bin. Das ist eigentlich bei uns sehr selten und… dies machen sie nur mit sehr verdienten sternenfliegern, die ihre sonstigen aufträge absolut gewissenhaft erledigt haben. Also mein auftrag ist für mich selber noch nicht klar, ich vermute, ich soll erst einmal selbständig eindrücke sammeln.“

GRAU: „Ok, dann hats ja keinen sinn, dich weiter auszuquetschen…also, welche fragen hattest du noch an mich?.“

BLAU: „Gut, danke übrigens für deine hilfsbereitschaft. Als ich beim ersten kontakt mit den menschen von dieser rotierenden knatterkiste verfolgt wurde, wieso konnte mich das teil auch im sog. hidden-status orten?“

GRAU: „ Die menschen werden zwar relativ hilflos auf die erde geboren, haben aber ein großes gehirn, in das sie im laufe ihres lebens sehr viel hineinspeichern können und… sie sind unheimlich neugierig und dabei leider auch sehr rücksichtslos. Sie nennen das überlebensstrategie. Meiner meinung nach übertreiben sie dabei maßlos.“

BLAU: „Und das mit dem orten trotz hidden status?“

GRAU: „ Das nennen sie radar. Sie schicken elektromagnetische unsichtbare wellen aus. Von dort, wo materie getroffen wird und strahlen zurück geworfen werden, fangen sie diese mit einem empfänger wieder auf. Dann wissen sie, wo das teil gerade ist.“

BLAU war dann doch erstaunt. So doof waren sie hier also doch nicht, zwar jahrhunderte technisch zurück, aber immerhin. „Ok, dann wird mir manches klar, ich muss also das nächste mal die antimaterie-generatoren mit einschalten, kostet zwar mehr energie, aber sicher ist sicher, unkaputtbar bin ich ja auch nicht.“

GRAU: „ Was faselst du da, hört sich ja an, wie aus einem science-fiction-film“.

BLAU: „Alles ok, mehr musst du ja gar nicht wissen, ich weiß ja auch nicht, was von meiner ausrüstung ich hier sinnvoll einsetzen kann und welche nicht. Nur so viel: „Ich hab jedenfalls alles dabei…halt eine sache wundert mich jetzt doch wirklich noch: „ Wieso kann ich mich mit euch tieren verständigen, aber die geräusche die die menschen machen,verstehe ich nicht“

GRAU piepste vor lachen: „ Ja das glaub ich dir, aber tröste dich, wir tiere verstehen sie auch nicht, selbst haustiere, die ja sehr eng bei den menschen wohnen, erahnen nur, was diese zweibeiner wohl meinen könnten. Ich hab das auf einem hundetrainingsplatz mal beobachtet. Anstatt einfach miteinander reden zu können, gestikulieren und rufen die zweibeiner stundenlang in der gegend herum, das ist fast so schlimm wie mit ihren eigenen kindern, die auch nicht verstehen wollen, dass sie jetzt etwas bestimmtes tun sollen…und die müssten die sprache doch eigentlich verstehen. Sehr witzig jedenfalls, wenn du da mal energie und nutzen gegeneinander aufrechnest.“

BLAU: „Also, du verstehst sie auch nicht. Das finde ich jetzt aber nicht so beruhigend.“

GRAU: „ Die sprechen eine andere sprache, weil im laufe ihrer entwicklung immer mehr begriffe gesagt werden mussten, damit die sprache sozusagen mit der gehirnleistung mitwachsen konnte. Und sie sind sehr aufeinander angewiesen, weil sie alleine so wenig können, wie die ameisen oder bienen. Dabei sind sie im laufe der zeit immer mehr geworden und ihre sprache hat sich verändert. Nicht wie bei uns tauben, wir sprechen weltweit die selbe sprache.“

BLAU: „D.h. sie müssen erst eine andere sprache lernen, bevor sie sich mit menschen aus einer anderen gegend verständigen können?“

GRAU: „Ja genau, oder sie müssen zeichensprache mit armen und beinen benutzen.“

BLAU: „ Na das kann aber auch zu großen missverständnissen führen, wenn ich auf einer anderen frequenz rufe, um einen sternenfliegerkollegen zu erreichen, kann das schwerwiegende probleme geben.“

GRAU: „Tuts ja auch, die liegen ständig im streit, weil sie nicht kapieren, dass die anderen ihnen gar nichts böses wollen. Ich denke manchmal, dass unsere erde für die einfach zu groß ist, sozusagen der falsche planet. Wären die auf einem kleinen planet entstanden, dann hätten sie sich nicht in den früheren jahren aus den augen verloren. Jetzt, wo sie aus lauter faulheit so viele rollende und fliegende knatterkisten erfunden haben, begegnen sie sich wieder und tun so als wären sie nicht so viele auf der erde.“

BLAU: „ Du meinst, sie sind eine fehlentwicklung?“

GRAU: „ Irgendwie schon, jedenfalls wenn sie sich weiter so selbstbezogen benehmen, nicht nur gegenüber den tieren und der natur, sondern auch gegenüber sich selber.“

BLAU: „ Glaubst du, sie übertreiben es, weil sie angst haben, sonst nicht weiterleben zu können?“

GRAU: „Nö, das nicht, die haben sich nur durch ihre gesamten erfindungen gedanklich soweit von ihren ursprünglichen natürlichen grundlagen entfernt und meinen jetzt, über handys schwachsinnige mitteilungen auszutauschen sein wichtiger als sich über kommende gefahren direkt zu unterhalten. Das ist schon sehr naiv; Großes hirn, aber viel blödsinn drin.“

BLAU: „ Das klingt wie nach -memory-overflow- in unseren alten systemen. Das passiert, wenn zu viele interrupt-adressen aufeinmal angesprochen werden. Allerdings haben wir dafür vor vielen timedots intelligente debug-controls entwickelt.“

GRAU kicherte: „Ja vielleicht ist das ja dein auftrag, den menschen mal ein paar vernünftige, wie heißen die,…debug-controls vorbei bringen.“

BLAU: „ Ja vielleicht, mal sehen, ob sich da was machen lässt.“

GRAU: „Das war jetzt aber nicht ernst gemeint, ich halte die zweibeiner für unbelehrbar. Die sind noch nicht sooo lange da wie wir, aber die zeit hätte eigentlich ausreichen müssen, um besser zu werden, als sie heute tatsächlich sind.“

BLAU: „ Woher weißt du eigentlich so viel über das alles, was du hier so von dir gibst?“

GRAU: „Reine erfahrungssache, wer sich von seinen natürlichen grundlagen immer weiter entfernt, ist irgendwann gezwungen, mit ersatzstoffen zu überleben, die aber die natur nicht ersetzen können. Wir tauben können ein lied von koliken wegen schlechter pommes singen.“

BLAU: „ Dafür haben wir in unsere entwicklungsabteilung die unterabteilung rubbish-controls, die stampft alles ein, was sich innerhalb von 4 mikro-timedots als mist herausstellt, selbst wenn die systeme schon im volleinsatz waren.“

GRAU: „Sehr vernünftig, die zweibeiner fangen ja jetzt schon an, sich gegenseitig organe zu klauen, hab ich von der hospitaltaube gehört. Anstatt mal endlich eine neue art zu entwickeln. Die müssten doch langsam mal merken, dass sie eine fehlkonstruktion sind. Jedenfalls vertragen sie viel von den selbst entwickelten ersatzstoffen nicht. Anstatt die haut sich selber fetten zu lassen, kippen sie literweise irgendein kram drauf und wundern sich, dass sie davon pickel kriegen. Einer der größten fehler von denen ist, dass sie sich für so intelligent halten, die natur nachahmen oder ersetzen zu können.“

BLAU: „ So mein lieber, erstmal vielen dank bis hierher. Wenn ich darf, würde ich dich irgendwann wieder besuchen. Jetzt wird’s hier aber langsam dunkel und wenn ich energie speichern will, brauche ich tageslicht. Ich denke, nach allem was du mir berichtet hast, brauche ich mehr ernergie für meine zusatzsysteme auf dieser erde als ich anfangs gedacht habe.“

GRAU: „Kein problem, du weißt ja jetzt, wo der burgerplatz hier ist und wo wir am tag so rumlungern, kolik hin oder her, immer noch besser als arbeiten gehen, da sind wir den zweibeinern ähnlich.“


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BLAU 5

5. BLAU-TINA

BLAU überlegte jetzt, in welche richtung ein weiterflug sinnvoller war. Bei einer sonne ist ja immer eine hälfte der kugel hell und die andere dunkel. Wenn es jetzt hier dunkler wird, müsste man ja, wenn man die drehrichtung der erde wüsste, berechnen können, wo die sonne noch energie liefern kann. Noch im hidden-status flog BLAU vom burgerplatz in etwa 10.000 m höhe, eine sache von wenigen minuten. Zwar kostete ihn das energie, welche er aber leicht wieder zurück gewinnen konnte, wenn er heraus bekommen hatte, wo sie die nächsten stunden stärker scheinen würde.

Zu den polen hin war die lichtverteilung etwa gleich. Sie nahm nach oben hin etwas stärker ab als nach unten. In seiner blickrichtung nach vorne nahm sie ganz klar ab, in der gegenrichtung nahm sie ganz klar zu. Er drehte sich also und flog in die richtung, in die die strahlung der sonne deutlich zunahm. Nach wenigen minuten war er in der gegend, die den höchsten Einstrahlungswinkel aufwies, dort schwebte er so weit nach unten, bis er einzelne konturen auf der oberfläche erkennen konnte. Das Gebiet sah ziemlich kahl aus.

Er schaltete hidden-status aus und schwebte weiter nach unten, um sich einen landeplatz zu suchen, an dem er neu energie „tanken“ konnte. Je besser die energieeinstrahlung war, desto kürzer dauerte die ladezeit. Im weltall ging das aufgrund der hohen strahlungsintensität auch im schwebezustand. Auf der erde kostete die schwerkraft und die atmosphäre, die nicht die gesamte strahlung passieren ließ, ihn so viel energie, dass es besser war, in kürzerer zeit viel energie zu sammeln, ohne dabei selber schon wieder energie an den degra-wandler zu verlieren. Die sache mit dem helikopter hatte ihn gelehrt, auf den einsatz aller seiner geräte gefasst zu sein.

Am oberen hang eines kahlen berges fand er einen geeigneten landeplatz. Kein wesen weit und breit, auch keine pflanzen, die bodenfarben waren eher grau-braun-rötlich. Die sonne brutzelte vom himmel. Diese landschaftsart war ihm deutlich bekannter als die grünen landschaften und städte, die er jetzt schon auf der erde gesehen hatte. Viele der himmelskörper in seinem eigentlichen patrouille-revier sahen so aus. Es roch auch eher schwefelig und seine detektoren meldeten eine hohe kohlendioxidkonzentration.

„Das ist doch ein indiz für aktive vulkanische tätigkeiten und das bei fester oberfläche und vorhandenem flüssigen wasser in den ozeanen, ist aber eher selten“ dachte er sich. „Klar, wenn hier diese verhältnisse herrschen, gibt’s auch keine wesen, die auf sauerstoff angewiesen sind.“

Seine systeme meldeten vollen ladezustand. Trotzdem war das kein grund, sofort weiter zu fliegen. Die sache mit den vulkanen fand er interessant, denn in seinem sonstigen revier gabs zwar vulkanische erscheinungen auf den himmelskörpern, aber keine lebensformen, die denen hier vergleichbar wären. „Wenn es also vulkanismus gab, lebten die wesen hier auf einer art halbfertigen gebilde, das zwar auf der oberfläche tragfähig genug für feste landschaftsformen war, weiter drinnen aber durch flüssigkeiten ziemlich unruhig sein müsste.“kombinierte er.

Mit vollen energiereserven schwebte er zur erkundung bis an die höchste stelle des hanges. Er war ziemlich verblüfft als sich von dort eine kraterlandschaft eröffnete, wie er sie auch in seinem revier häufiger vorfand. In der kratermitte allerdings dampfte und brodelte es. Für kochendes wasser, war das material zu zähflüssig. Es schien eine art flüssiges gestein zu sein. BLAU tastete mit seinem temperaturscanner in die mitte des kraters. „1800 grad (erdumrechnungsfaktor) ist genug, um das gesteinsmaterial hier in einen flüssigen zustand zu bringen.“

Seine flugdatenauswertung der bisher zurückgelegten strecke auf der erde, die jeweilige geschwindigkeit eingerechnet, lieferte als ergebnis, dass diese gesamte kugel einen umfang von 200 d-nodes haben musste. Das war jetzt nicht besonders viel im vergleich zu anderen himmelskörpern, aber das material, das die kugel bildete, war offensichtlich so dicht, dass die daraus entstehende massenanziehung, sowohl das wasser in den ozeanen als auch die atmosphäre der luft auf der kugel halten konnte. Gas kam dann für den inneren aufbau nicht in frage, das wäre zu leicht“ überlegte BLAU weiter.

„Wieso war der erkaltungs-vorgang nach so vielen time-nodes noch nicht abgeschlossen?“ Er sah, dass es da noch einige offenen fragen gab und diese kugel auch vom physikalischen zustand her nicht uninteressant zu sein schien.

Mit vollen energiespeichern glaubte er sich gut gerüstet, mal wieder die menschen weiter zu beobachten. Sein ladezustand erlaubte ihm, auch einen flug auf die unbeleuchtete erdseite zu wagen, dort wo jetzt nacht war. „Zurück oder vorwärts, ist ja eine kugel.“ BLAU entschied sich für vorwärts, allerdings diesmal im hidden-status und mit eingeschaltetem antimaterie-generator, dem sog. „antimat“.

Nach einigen minuten im degra-superspeed-modus überflog er die grenze zwischen tag- und nachtseite in richtung nachtseite. Aus seiner flughöhe konnte er trotz dunkelheit immer wieder helle lichter in verschiedenen größen und konzentrationen am boden erkennen. Dort wo eine mittlere anzahl von lichtern war, schwebte er herab und landete hinter einem gebäude zwischen zwei niedrigen büschen auf einer grünen, weichen fläche. Ein licht leuchtete seitlich auf die straße und den vorgarten des hauses. BLAU orientierte sich weiter.

Er war auf der rückseite eines kleinen hauses gelandet, einige bäume und büsche standen auf der fläche um ihn herum, er selber benötigte ja keine beleuchtung, um gegenstände zu orten. Seine wärmesensoren sagten ihm, dass die temperaturen für wesen, die warmblüter sind, für einen längeren aufenthalt im freien eindeutig zu niedrig waren. „Sie können also lichtwellen selber machen, nicht dumm, diese menschen…vermutlich benutzen sie dazu elektrizität, die sie durch antriebsenergie wandeln. Das ist nicht besonders effektiv, wenn aber die antriebsenergie ausreichend zur verfügung steht, kann man damit schon ein paar time-nodes durchhalten.

In seine überlegungen hinein, vernahm BLAU ein leises schwingendes geräusch, das aber irgendwie traurig klang. „Was ist das?“ Er ortete das geräusch und näherte sich der hinteren tür des hauses, vorsichtigerweise im hidden-status und mit antimat. Er blickte auf ein kleines, am boden kauerndes, menschliches wesen, das irgendwie etwas verzweifelt zu sein schien. Am körper trug es einen flächenhaften farbigen stoff. Die arme und beine allerdings waren offensichtlich unbekleidet, die haut dort schien als reaktion auf die kälte eine unruhige oberfläche zu entwickeln.

BLAU: „Was ist los mit dir, wieso bist du hier in der kälte?“ Er merkte, wie sich das kleine wesen erschrocken umdrehte, um herauszufinden, wo seine stimme herkam.

Das menschenwesen fragte nach dem ersten schreck: „ Tu nichts mich, wer sein du?“

BLAU wunderte sich erst einmal darüber, dass er die sprache verstehen konnte. Am burgerplatz hatte das ja nicht geklappt.

„Ich bin BLAU und habe mich versteckt, deshalb kannst du mich nicht sehen. Also, was ist los mit dir?“

„ Ich mich ausschlosst, tür fallt zu, schlüssel drin, sonst nix da“, antwortete das wesen.

BLAU überprüfte den zustand der tür, sie war verschlossen. „Wenn das kleine zweibeiner-wesen schon in gefahr gerät, weil die tür verschlossen ist, kann es mit den fähigkeiten der menschen ja doch nicht soweit her sein“, dachte er sich.

Er entriegelte die tür durch den einsatz eines seiner ionisierenden elektromagneten. „ Du kannst jetzt wieder reingehen, die tür ist offen.“

Das menschliche wesen drückte mit der hand gegen die tür und verschwand dann ins haus „ dank dir TINA,“ sagte es und machte die tür von innen zu.

Kurze zeit später fuhr vor dem haus eine von den rollenden knatterkisten vor. Ein größeres menschliches wesen stieg aus und ging von der vorderseite ins haus. BLAU hörte, wie der mensch drinnen mit dem kleinen menschen zu sprechen begann, verstand aber dessen worte nicht.

„Na, das ist aber komisch, den kleinen verstehe ich und er mich, den größeren aber nicht.“ fragte er sich selber. „Ich denke, ich bleibe noch eine weile, um heraus zu finden, warum das so ist“.

BLAU entdeckte im hinteren teil des grundstücks einen kleinen geräteschuppen, ein guter platz, um darin seine hidden-status und andere aggregate runter zu fahren, um energie zu sparen und trotzdem unentdeckt zu bleiben.

Er parkte sich hinter einer alten verrosteten regentonne und schaltete seine energiefresser ab. Im standby-modus konnte er 90% energie sparen. So vergingen mehrere stunden in der dunkelheit, eine seiner kontrolllampen blinkte, um zu signalisieren, dass noch energie zum hochfahren der systeme vorhanden war.

Die morgendämmerung begann, im geräteschuppen war es noch dunkel. So erkannte BLAU nicht, dass ein vierbeiniger kleiner schnauzer, der vorher aus dem haus gelassen wurde, um die überreste seines stoffwechsels im garten unterzubringen, um den geräteschuppen schlichund an der nur angelehnten tür vorsichtig schnuppernd zu kratzen begann.

Als BLAU das geräusch hörte, versuchte er seine systeme wieder hoch zu fahren. Das wollte aber nicht richtig gelingen. Auf der suche nach dem fehler, drehte er sich mit dem rückenteil gegen die rostige tonne, was eine art kurzschluss im hidden-status-system erzeugte. Der kleine schnauzer hat nun ein geräusch im schuppen gehört und begann draußen laut zu kläffen. „Das kann ich jetzt aber gar nicht gebrauchen“, fluchte BLAU im Geräteschuppen. Da der schuppen ein dach besaß, konnte BLAU nicht einfach nach oben verschwinden, er saß in einer selbstgewählten falle.

Das gekläffe draußen wurde lauter. Aus dem haus heraus hörte man eine stimme, die anscheinend versuchte, dem tier das bellen zu verbieten. Doch weit gefehlt, schnauzer bellte weiter. Die haustür zum garten öffnete sich, ein erwachsener mensch kam heraus und ging richtung geräteschuppen, vermutlich um die lärmquelle etwas genauer zu erkunden. Im geräteschuppen versuchte BLAU unterdessen immer noch, seinen hidden-status-system zu starten. Dazu rückte er von der rostigen tonne ab und fuhr das system noch einmal in den standby-zustand, was allerdings zeit kostete.

Die tür zum schuppen öffnete sich, der mensch sprach etwas ärgerlich mit dem schnauzer. Beide traten in den schuppen ein und der schnauzer umkurvte sofort die regentonne, um vor BLAU sein gekläffe fortzuführen. Da BLAU durch die regentonne getarnt war, konnte der mensch ihn nicht sofort sehen, außerdem war das licht noch etwas dämmerig. Die gestalt bog gerade um die tonne herum….da gelang es BLAU im allerletzten moment, seinen hidden status zu aktivieren.

„Puh, das war knapp“ schoß es ihm durch den kopf. Der schnauzer bellte immer noch, der mensch schaute sich noch einmal um, schimpfte mit dem kläffer und verließ dann wieder den schuppen mit ihm zusammen. BLAU hörte, wie die schuppentür ins schloss gedrückt wurde.

In einer solchen situation war man als sternenflieger angewiesen, ein notsignal an die sternenfliegerzentrale abzusetzen. BLAU überlegte, ob er das irgendwie umgehen konnte, denn ein notsignal informierte alle sternenflieger im gebiet dieses sonnensystems und machte damit auf seine mission aufmerksam, von der er selber ja nicht wusste, ob und wie geheim sie war. Außerdem wäre das ein zeichen von missionsschwäche, er war aber gerade als einer der besten dafür ausgewählt worden. Also dieser vorfall war kein ruhmesblatt. Diese Erde war offensichtlich aber auch eine recht komplizierte angelegenheit. Die vielen unterschiedlichen wesen, der halbgare vulkanismus, das wasser, auf dem man nicht landen konnte, die atmosphäre, die sie umgab… Er verzichtete auf das notsignal und redete sich ein, dass ja nochmal alles gut gegangen sei.

Inzwischen war es draußen wieder hell geworden. BLAU bewegte sich noch im hidden-status an die verschlossene tür. Um sie zu öffnen, setzte er wieder seinen bewerten elektromagneten ein. Aber es funktionierte nicht. Auch der zweite versuch klappt nicht. „Komisch, an der haustür gestern abend ging es doch auch.“ Sein röntgensystem nahm die sache mal genauer unter die lupe. Es war deutlich zu erkennen, dass die tür von außen mit einem riegel verschlossen war, aber der riegel war nicht aus metall, sondern vermutlich aus einem nicht-magnetischen material. BLAU könnte den riegel mit einem laserstrahl zerschneiden, aber dann wäre seine tarnung auch weg, schließlich wäre dann ja klar, dass jemand am oder im schuppen gewesen ist.

Trotzdem, irgendetwas musste passieren. In seine überlegungen hinein, hörte er leise schritte vor dem schuppen. „TINA suchen schnauzi…schnauzi wo“? BLAU verstand die worte, es musste der kleine mensch von gestern abend sein. „TINA, nicht erschrecken, ich bin der, der dich gestern abend wieder ins haus gelassen hat, hilf mir, ich bin im kleinen häuschen eingeschlossen, kannst du die tür öffnen?“ Nach einer verstehensweile, hörte er, wie sich der riegel an der tür verschob. TINA konnte den riegel verschieben, aber nicht von alleine die tür öffnen, weil sie nach außen aufging. BLAU probierte sie vorsichtig aufzudrücken. Es funktionierte. Vor ihm stand die kleine TINA von gestern abend.

Er schaltete den hidden-status ab, damit sie nun sehen konnte, mit wem sie es zu tun hatte. Anstatt zu erschrecken, lächelte TINA ihn an und sagte „Du sein roboter, wie beim fernseher“. „Danke TINA, ich weiß zwar nicht von was du sprichts und woher du mich schon kennst, aber du hast mir einen großen gefallen getan.“ TINA lief zur rückseite des hauses und rief:“Mama, roboter von fernseher sein hier!“ BLAU wolte nicht noch mehr aufsehen erregen, schaltete den hidden-status wieder ein und, da er im freien draußen war, gleich antimat dazu, damit nicht wieder irgendwelche rotierenden knatterflieger hinter ihm her sein konnten.

Aus dem haus hörte er nur ein helles, vibrierendes geräusch. TINA sagte daraufhin „ Doch, mama, kann glauben, wirklich.“ Der mama genannte mensch steckte daraufhin seinen kopf aus der tür und schaute in der gegend herum. TINA weiter:“ In schuppen.“ Mama schüttelte mit dem kopf, kam kurz aus der tür, griff TINA an der hand und nahm sie mit ins haus.


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